Heinrich Ignaz Franz Biber,
Johann Joseph Fuxu. a.
MUSIK FÜR VIOLINE UND BASSO
CONTINUO
Les passions de l'Ame, Metet Lüthi
DHM/Sony CD____________________[
61
]
Meret Lüthi und das Ensemble Les
Passions de l’Ame haben habsbur-
gische Violinmusik eingespielt, so
bekannte Stücke wie die „Fecht-
schule“ von Schmelzer, zwei Par-
tien aus Bibers „Harmonia Artifi-
ciosa-Ariosa“, seine tonmalerische
„Sonata representativa“ oder „Tur-
caria“ von Fux. Ein Hackbrett und
etwas Perkussion machen dabei
aber noch keine exotischen Klän-
ge aus. Und doch gerät diese Mu-
sik bei Les Passions de l’Ame zu et-
was Besonderem.
Im zehnminütigen Variationen-
satz von Schmelzers Partia VI klei-
den sie jede der Miniaturen in ein
neues Gewand, mal ist es zart hin-
gehaucht, mal orgelhaft groß, dann
wieder lautenhaft intim. Die Geigen
sind dabei immer der Anker, die an-
deren Instrumente haben aber ge-
nügend Gelegenheit, sich zu pro-
filieren.
Die Tonbilder in Bibers „Sonata re-
presentativa“ spielt die Geigerin und
künstlerische Leiterin Meret Lüthi
drastisch: Die Katze miaut kläglich,
der Frosch quakt heiser; aber es sind
keine geigerischen Kinderspielchen,
sondern man findet jederzeit in den
schönen habsburgischen Geigen-
sound zurück, in der „Allemande“
zum Beispiel. Die „Ciacona“ von Bi-
bers Partia III - das Schlussstück
der Platte - ist dann fast eine neue
Komposition, so sehr winden, kom-
mentieren, verzieren unter den ho-
hen Geigengirlanden und über dem
stoischen Violone die Perkussions-
instrumente, die Barockgitarre, das
Cembalo und noch viel mehr. Man
könnte sagen, diese Platte ist eine
Synthese aus Gunar Letzbors geige-
rischer Ernsthaftigkeit im Umgang
mit dem habsburgischen Musik-
erbe und den Klangeskapaden
von Christina Pluhars Ensemble
L’Arpeggiata.
Richard Lorber
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A C C II/
K L A S S I K
MAR11NBACH
STADTFELD "3
Johann Sebastian Bach
ENGLISCHE SUITEN NR.1-3
U. A.
Mattin Stadtfeld
Sony CD________________ (
58
’j
So sehr die manuelle Lockerheit von Martin Stadtfeld auch in
seiner jüngsten Bach-Aufnahme wieder überzeugen kann: Mu-
sikalisch wirft die Neuproduktion einige Fragen auf. Gewiss, mit
der „coolen“ Vordergründigkeit seiner früheren Jahre scheint
es inzwischen vorbei zu sein, Ton und Rhythmus sind von ihm
jetzt manchmal zu romantisierender Weichheit und Nachgie-
bigkeit zurückgenommen. Und wenn er Allegrosätze, etwa die
Préludes der beiden Moll-Suiten, wie atemlos durchrast, als
sei ihm die schnelle Martha Argerich auf den Fersen, so stellt
sich, unterstützt durch einen etwas diffusen Raumklang, doch
nie der Eindruck steriler „motorischer“ Präsenz ein. Aber nach
wie vor wirkt Stadtfelds Spiel einigermaßen phrasierungsresis-
tent, Bachs Linienspiel wird von ihm immer noch am liebsten
in einem spannungsarmen Nonlegato abgeliefert, Motive und
Melodien erklingen nur selten in charakteristischer Prägung,
die Musik ist nicht wirklich „zum Sprechen“ gebracht. Dabei
hat der 33-jährige Deutsche einiges getan, um die drei Suiten
formal und dynamisch interessant und abwechslungsreich zu
arrangieren. Mit den vorgezeichneten Wiederholungen in den
Tanzsätzen geht er zum Beispiel überraschend frei um, lässt
etwa die kurze Gigue der g-Moll-Suite ganz ohne Wiederho-
lung vorüberrauschen, spendiert dagegen der ausgedehnte-
ren a-Moll-Gigue zusätzlich zu beiden Wiederholungen gleich
noch einen zweiten Durchgang. Man weiß nicht recht, warum.
Und ob es wirklich künstlerischen Mehrwert bringt, wenn er
dem a-Moll-Prélude eine quasi improvisierte Kadenz implan-
tiert, als sei sie ein klassisches Klavierkonzert?
Ingo Harden
MUSIK ★
KLANG ★
Diverse Kom ponisten
BEL CANTO
Simone Kermes, Concerto Köln, Christoph
M
. Mueller
Sony CD (
63
’)
Es gibt Sänger, aus denen spricht die Musik. Und es gibt Sän-
ger, die sprechen durch die Musik. Die erste Kategorie versteht
sich als Medium des Komponisten, die andere drückt Werken
den eigenen Stempel auf - wie Simone Kermes. Ihr Recital „Bel
Canto“ schlägt eine Brücke von Monteverdi zu Verdi. Und eben-
so zahlreich wie die musikalischen Stile sind die Farben ihres
Soprans. Gleich zwischen den ersten beiden Tracks könnte der
Unterschied nicht größer sein: von explosiver Attacke und Flam-
boyanz hin zum lyrisch-innigen Duett mit der Harfe, gesungen
mit ätherischer Stimme. Diese ausgeprägt subjektive Gestal-
tung verleiht selbst Rollen wie der Königin der Nacht im lang-
samen Teil der ersten Arie etwas zutiefst Menschliches. Aber
natürlich gibt es auch den typischen Kermes-Sound. Wenn sie
etwa im Abschluss der Mercadante-Arie mit ihren exorbitan-
ten Sprüngen auf die interpolierten Stratosphärentöne segelt
oder in der Rossini-Zentrifuge der Arie der Semiramide voka-
le Trapezseilakte vollzieht. Die Lust an der eigenen Virtuosität
wirkt hier ansteckend. Allerdings muss man bereit sein, sich
auf teils eigenwillige Interpretationen einzulassen.
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MUSIK ★
KLANG ★
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
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